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„Das Blühen will nicht enden“   (Ludwig Uhland)


LandArt von Stadtkindern


Es war im Herbst 2003, als wir mit Eduard Mörikes „Septembermorgen“ im Kopf und einem Bildband von Andy Goldsworthy im Gepäck nach Stein aufbrachen, um aus dem, was wir dort auf Wiese, Feld und am Rednitzgrund vorfanden, Naturbilder zu legen. Diesig war es bei der Ankunft, belanglos und von bescheidenem Wert schien der Ort für uns zu sein. Doch schon nach kurzer Zeit „fiel der Schleier“ und wie von selbst entstanden phantasievolle und ganz unterschiedliche Bilder aus Pflanzenteilen und Steinen, die sonst wohl kaum eines Blickes gewürdigt worden wären. Dass wir die Fotos dieser Naturbilder in der Villa Leon ausstellen durften, war uns eine große Ehre und Ansporn weiterzumachen. Im Frühling versuchten wir wieder unser Glück. Der Kanalberg über Schweinau in der Nähe unserer Schule war eine gute Wahl: Der gepflasterte Kreis auf der Anhöhe ergab einen idealen Hintergrund für Gestaltungen und regte zu runden Formen - Punkt, Kreis und Spirale - an. Auf den Wiesen gab es eine Menge Löwenzahn, dessen kräftiges Gelb aus vielen Bildern leuchtet. Im Juli besuchten wir wieder die bewährte Stelle am Rednitzgrund, wo zufällig auch andere Klassen ihren Wandertag verbrachten. Nach kurzer Zeit begannen auch diese Kinder zu sammeln und Bilder zu legen. Picasso hatte also Recht, wenn er sagt, Kunst sei eine ansteckende Tätigkeit! Unsere Winterbilder sind im Februar bei Sonnenschein und klirrender Kälte auf dem Sportplatz unserer Schule entstanden. Wir hatten Materialien mitgebracht, die am Vortag gesammelt worden waren und integrierten Spuren im Schnee.
Für diese Ausstellung haben wir Fotos aus allen vier Jahreszeiten ausgesucht und eigene Texte dazu geschrieben. Anregungen dazu fanden wir bei Andy Goldsworthy, bei Nils Udo sowie in Bildbändchen mit meditativen Texten.
Beim intensiven Betrachten unserer Fotos, beim Sammeln von Ideen mit Clustern
und in Gesprächen in Kleingruppen gaben schließlich auch abstrakte Bilder Themen preis, über die es sich lohnte, nachzudenken oder auch eine lustige Geschichte zu erfinden. Unsere Texte sind in einem gemeinsamen Lernprozess von Schülern und Lehrerin innerhalb einer Woche entstanden. Zu einigen Bildern stellen wir passende Gedichte oder Zitate bekannter Autoren.
Der Titel „Das Blühen will nicht enden“ ist von Ludwig Uhland (1787-1862) geliehen. Er ist dem Gedicht „Frühlingsglaube“ entnommen, das in heute noch in Lesebüchern steht und viele (Schüler-)Generationen überdauert hat:

Frühlingsglaube (1813)

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun armes Herze sei nicht bang!
Nun muss sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun armes Herz, vergiss der Qual!
Nun muss sich alles, alles wenden.

Die Natur hat uns in ihrem Blühen, Wachsen, Vergehen und Wiedererwachen ein Geschenk gemacht hat, das wir weitergeben möchten.

Christopher, Emanuele, Seda, Emre, Abraam, Daniel, Johannes, Tolga, Orkun, Nuran, Harald, Jennifer, Ugur, Karina, Erkan, Eduard, Murat, Gökhan, Alessandro, Furkan, Melanie, Patryk

mit Anette Gotthard